Heute möchten wir euch Andreas Beck vorstellen, eines der Gründungsmitglieder der IGSN.

Wie kamst du zu deiner ersten Schildkröte?

Meine erste Schildkröte hatte ich im Alter von acht Jahren. Damals eine Wasserschildkröte. Zu behaupten, die wurde artgerecht gehalten wäre schlichtweg gelogen. Sie hatte einen kleinen Badeteil, aber viel zu flach zum Untertauchen und wurde eher wie eine Landschildkröte gehalten. Auch futtertechnisch hat das arme Tier mehr unter Landschildkrötenfutter leiden müssen. Irgendwann ist sie dann entwischt und ist auch nicht wieder aufgetaucht.

Wie kam es, dass du erneut Schildkröten gehalten hast und dass ihre Haltung artgerechter wurde?

Da ist meine heutige Frau Schuld. Sie ist schon immer eine Schildkrötenliebhaberin und Ende der 90er Jahre wurde sie von meinem Schwiegervater mit einer russischen Landschildkröte überrascht. Damit verbunden ist auch die Antwort auf die zweite Frage. Die ersten zwei bis drei Jahre haben wir auch dieses Tier nicht artgerecht gehalten. Das Gehege war zu klein, ohne Technik und für schlechtes Wetter hatten wir noch ein Innenterrarium. Nach den besagten zwei bis drei Jahren haben wir nach Gleichgesinnten gesucht und sind an einem Schildkrötenstammtisch gestrandet. Parallel habe ich versucht, mehr Informationen über Bücher und Internet zu bekommen. Im Jahr 2004 haben wir dann das erste richtige Gehege angelegt, mit ca. 25 qm für damals drei Schildkröten. Da wir zu der Zeit eine Messi-Nachbarin hatten und die Ratten dort umhersprangen, haben wir ein kleines Fort Knox gebaut, mit Nagerdraht bis auf 2m Höhe, so dass wir auch aufrecht in den Gehegen umherlaufen können. Die mittlerweile zwei Gehege wurden in den letzten vier Jahren überarbeitet – inspiriert von einem schönen Habitatsvortrag für russische Landschildkröten und unserem Besuch bei Bernd Pitzer als Helfer bzgl. der griechischen Landschildkröten. Die Gehege sind so strukturiert, dass Schildkröten sich je nach Aufenthaltsort nicht sehen oder riechen können.

Welche Schildkröten hältst du aktuell?

Aktuell haben wir eine Gruppe Griechische Landschildkröten (Testudo hermanni boettgeri) und eine Gruppe Russischer Landschildkröten (Agrionemys horsfieldii). Zu beiden haben wir auch eine geringe Anzahl von Nachzuchten in verschiedenem Alter.

Ich habe gehört, du würdest gerne noch Emys halten. Gibt es Pläne?

Aktuell eher nicht. Würde ich heute mit Schildkröten neu anfangen, dann bestimmt mit Emys. Zumindest die Art, die hier bei uns früher heimisch war bietet jede Menge Vorteile – keine Probleme beim bebrüten und überwintern J

Heute ist es eher problematisch, da ein Teich entsprechend gesichert werden müsste, damit da unsere Enkel nicht reinplumpsen könnten.

Wie kam es zur Gründung der IGSN und wie kam es, dass du von Beginn an dabei warst?

Das war wohl eher Zufall. Ich war damals noch deutlich aktiver in Foren unterwegs, speziell im Testudo Forum. Über das Forum hat sich dann eine kleine Gruppe gefunden, die das Ziel hatte, das Thema Importe und Nachzuchten in einem Verein nach vorne zu bringen. Kurzentschlossen haben meine Frau und ich uns damals auf den Weg nach Wuppertal gemacht. Dort fand die Vereinsgründung im August 2010 ihren Anfang.

Was ist besonders an der IGSN? Was unterscheidet sie von anderen (Schildkröten-) Vereinen?

Einen bedeutenden Unterschied zu anderen Schildkrötenvereinen sehe ich in der klaren Zielsetzung. Wir haben nicht den Anspruch, alle Themen rund um Schildkröten zu beleuchten. Dafür gibt es andere Vereine. Wir möchten uns ganz bewusst nur um das Thema Nachzuchten, Importe und dem damit verbundenen Schildkrötenschutz kümmern. Das Zusammenbringen von potentiellen Haltern und Züchtern bzw. schildkrötenabgebende Institutionen (Privathalter, aber auch Zoogeschäfte) liegt uns am Herzen – zum Wohle der Schildkröten.

Welche Ziele hast du für die IGSN?

Mein größter Wunsch wäre, dass all diejenigen Institutionen, welche Schildkröten abgeben, die Haltung und die Nachzucht mit der nötigen Sorgfalt tun. Für Europäische Landschildkröten gehört dazu, dass keine Tiere in der Vorbereitungszeit der Winterstarre und der Winterstarre selbst abgegeben werden. Ein freiwilliger Verkaufsverzicht in der Winterstarrezeit von Zooläden und Privathaltern wäre hier schon ein toller Erfolg.

Es wird schwer sein, Zooläden von einem völligen Verkaufsverbot von Schildkröten zu überzeugen. Aber vielleicht lassen sich Kooperationen zwischen lokalen Züchtern und Zooläden erreichen, in dem Züchter ein Terrarium im Zooladen unterhalten und zum Beispiel nicht abgegebene Tiere in einem bestimmten Rhythmus austauschen, damit Nachzuchten nicht über längere Zeit im Laden verbleiben. Das bedingt natürlich klare Absprachen, damit die Haltung und Hygiene entsprechend protokolliert werden.

Wir hoffen, dass unsere Züchterliste noch mehr angenommen wird und sich möglichst viele, die Schildkröten abgeben möchten, sich darauf wiederfinden.

Erzähl uns doch von deinem aktuellen Lieblingsprojekt:

Hmmm. Eigentlich ist es kein aktuelles Projekt. Aber eine schöne Erfahrung war es als Helfer auf Bernd Pitzer’s Station in Griechenland für zwei Wochen zu arbeiten. Es ist schon beindruckend, wie Bernd das Ganze in Griechenland meistert und alles dem Wohl der Tiere unterordnet. Für uns war es eine wertvolle Erfahrung im Umgang mit den Tieren uns weiter zu schulen und nebenbei einer der erholsamsten „Urlaube“.

Anika Suski

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