Dieses Wochenende war ein ganz besonderes Schildkrötentreffen angesagt. Nämlich die Schildkrötenschutztage in Hörblach, zu denen die IGSN e.V. bundesweit Tierheime und Auffangstationen, die Schildkröten beherbergen oder beherbergen wollen, herzlich eingeladen hat. In Kooperation mit den Leiterinnen der Auffangstationen in Kitzingen, Stuttgart und Dorsten wurde eine zweitägige Tagung rund um das Thema Schildkröten im Tierheim im Gasthof „Schwarzes Ross“ organisiert. Das gemeinsame Ziel lautete, Tierheime und Auffangstationen näher zu einander zu führen und auf einen gemeinsamen, aktuellen Kenntnisstand im Bereich Schildkrötenhaltung und Fundtierthematik zu bringen.

v. l. n. r. Christin Kern (Stuttgart), Ralf Czybulinski (IGSN e.V.), Sandra Malguth (Kitzingen), Barbara Klobusch (Dorsten)

Eingeladen waren daher Tierheim- und Stationsleitungen oder die jeweils zuständigen Mitarbeiter für den Bereich Terraristik. Aber auch manche der aktiven Mitglieder der IGSN e.V. waren anwesend, um unseren Verein zu repräsentieren.

Vor dem offiziellen Start der Tagung durften frühe Vögel die Landschildkrötenauffangstation in Kitzingen e.V., geleitet von Sandra Malguth und ihrem Mann, besichtigen.

Um 13 Uhr begann dann die Tagung nach einer kurzen Begrüßung durch den Organisator und 2. Vorsitzenden der IGSN e.V. Ralf Czybulinski, mit rund 50 Teilnehmern.

Der erste Vortrag stammte vom Juristen Christian Schönwetter vom Deutschen Tierschutzbund zum Thema „Umgang mit Schildkröten als Fundtier – Rechtliche Abgrenzung“. Er erklärte uns u.a. den Unterschied zwischen Fundtieren, Annahmefundtieren, herrenlosen Tieren und einigen anderen Begrifflichkeiten, die für unsere Arbeit und die legale Ausübung dieser eine große Rolle spielen.

Der zweite Vortrag stammte von Markus Baur aus der Auffangstation für Reptilien, München e.V. zum Thema „Schildkröten im Tierschutz“. Sein Beitrag befasste sich vor allem mit der falschen Annahme, dass man automatisch ein Tierheim ist, nur weil man Tiere aufnimmt und das wenn man Tiere aufnehmen darf, man automatisch jede Art aufnehmen darf.
Die Sachkunde nach §11 TierSchG reicht nicht aus um ein Tierheim gründen zu dürfen. Man benötigt dazu auch die Erlaubnis nach §11, welche u.a. auch die Arten nennt, die man aufnehmen darf. Markus Baur zeigte uns Zuhörern mit seinem zynischen Charme viele unserer Rechte und Pflichten als Tierheim oder Auffangstation auf.

Der dritte Vortrag wurde von Dr. Robert Kirmair, Amtstierarzt und Bereichsleiter des Veterinäramtes im Landkreis Mühldorf am Inn, gehalten und befasste sich mit den Anforderungen an eine fachkundige Pflege von Schildkröten aus Sicht eines Amtstierarztes. Unter dem Motto „Ohne Artkenntnis, keine artgerechte Haltung“ zeigte er zunächst ein paar Kniffe, um Europäische Landschildkröten, die nun einmal häufig in Tierheimen und Stationen landen, samt Geschlecht bestimmen kann. Des weiteren zeigte er uns Impressionen aus kontrollierten Gehegen, mit Positiv- und Negativbeispielen, seine Vorstellung einer korrekten Quarantäne und was wir bei einer langfristigen Unterbringung zu beachten haben. Seine Bitte an uns ist eine gute Kommunikation zu pflegen.

Der erste Tag war schnell vorbei. Bei einem gemeinsamen Abendessen tauschten sich die Teilnehmer rege aus und die IGSN e.V. freut sich das ein oder andere neue Mitglied in unseren Reihen begrüßen zu dürfen.

Am nächsten Morgen ging es um 9:50 Uhr in aller Frische weiter.

Zu Beginn stellte unser erster Vorsitzender Andreas Beck die IGSN e.V. vor und überreichte einen Spendenscheck in Höhe von 500€ an Chrstine Kern, Leiterin der Landschildkrötenauffangstation Stuttgart, welche sich sichtlich darüber freute und gleich verkündete, dass sie u.a. damit die Köhlerschildkrötenhaltung optimieren möchte. Ein Vorhaben bei dem unserem Organisator und leidenschaftlichen Köhlerschildkrötenhalter Ralf Czybulinski das Herz aufging.

Christin Kern und Andreas Beck (1. Vorsitzender IGSN e.V.)

Nach einer kleinen Änderung der Programmreihenfolge folgte ein weiterer Vortrag von Markus Baur, dieses Mal über die EU Verordnung über invasive Arten. In der Schildkrötenszene sind für vor allem durch die Listung der Rotwangenschmuckschildkröte stark betroffen. Markus Baur bittet inständig um Zusammenhalt, um Lockerungen und Lösungen zu finden, damit Tierheime auch zukünftig noch invasive Arten aufnehmen und auch vermitteln dürfen.

Danach haben sich der Reihe nach die drei Damen der bereits genannten Auffangstationen und ihre Arbeit vorgestellt. Den Anfang machte Christin Kern aus mit ihrer Auffangstation für Landschildkröten in Stuttgart. Bei ihr leben aktuell rund 70 Landschildkröten. Neben der Unterbringung von Landschildkröten bietet sie reichlich Beratung für (potentielle) Halter, Führungen, Infostände und eine jährliche Entwurmung von Schildkröten in privaten Haushalten.

Als Zweites stellte Barbara Klobusch die Schildkrötenauffangstation Dorsten e.V. und die Entwicklung dieser vor. Sie zeigte die Verbesserungen der Gehege und des Schildkrötenkellers für Wasserschildkröten, die große, neue Futterwiese und berichtete von dem Angebot Schildkröten aus privaten Haushalten bei sich auf Station zu überwintern.

Zuletzt zeigte Sandra Malguth uns ihre Landschildkrötenauffangstation in Kitzingen e.V. Ihre Anlage darf man nur betreten, wenn man seine Schuhe vorher in einer Schleuse desinfiziert hat. Ihre Behörde verlangt keine Mykoplasmentests. Trotzdem werden welche bei Verdachtsfällen durchgeführt, weil Sandra einfach kein Risiko eingehen möchte. Auch sie bietet eine Überwinterung privater Tiere an, um Halter für die kommenden Winter zu schulen, obwohl sie dafür oft harte Kritik bekommt.

Und schon war auch der zweite Tag gegen 15 Uhr vorbei. Nach und nach verabschiedeten sich auch die letzten Teilnehmer.

Wir möchten uns herzlich für die rege Teilnahme und den tollen Austausch bedanken. Wir hoffen, dass wir zukünftig weiter in Kontakt bleiben und die vorhandenen Medien nutzen, um voneinander zu profitieren. Beeindruckt sind wir, dass einige Teilnehmer wirklich weite Strecken auf sich nahmen, um an dieser Tagung teilzunehmen. Natürlich danken wir besonders den Referenten, ohne die diese Tagung nicht möglich gewesen wäre. Rechtliche Vorträge sind meist der trockene Teil einer jeden Veranstaltung, jedoch haben es alle Referenten geschafft die volle Aufmerksamkeit der Teilnehmer zu erlangen. Ihre interessanten und keineswegs trockenen Vorträge waren super stimmig und ergänzten sich super.
Die IGSN e.V. Mitglieder arbeiten in den nächsten Wochen gemeinsam an einem ausführlicheren Bericht über die Inhalte der Vorträge. Auch die zahlreichen Fotos werden schon bald zu sehen sein.

Ich persönlich bin froh an dieser Tagung teilgenommen, vieles gelernt und neue Gesichter kennengelernt zu haben und hoffe, dass auch Sie dieses Wochenende genossen haben und nun mit frischen Ideen und Anstößen gut zuhause angekommen sind.

06.11.2016

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